Jeder kennt die Bilder riesiger Plastikinseln in den Ozeanen. Auf Reisen sind wir schockiert, wenn wir mit grossen Mengen Plastikmüll konfrontiert sind. Aber auch hier in der Schweiz haben wir ein Plastikproblem. Allerdings bestehen rund 75 Prozent «unserer» Plastikverschmutzung aus Mikroplastik und sind damit nahezu unsichtbar.
Was ist Mikroplastik und woher kommt es?
Mikroplastik ist die Bezeichnung für Plastikteilchen, die kleiner sind als fünf Millimeter. Es entsteht, wenn beispielsweise Verpackungsmüll verwittert. Viele Produkte wie Kosmetik- und Pflegeartikel enthalten zudem Mikroplastik bspw. Hautcremes. Der grösste Teil des Mikroplastiks in der Natur stammt jedoch überraschenderweise aus dem Abrieb von Fahrzeugreifen. Gelangt Mikroplastik in die Umwelt, baut es sich nur langsam ab. Hochrechnungen gehen von Abbauzeiten von bis zu 2000 Jahren aus.
Mikroplastik in den Schweizer Gewässern
Unabhängig woher das Mikroplastik stammt, landet ein grosser Teil davon früher oder später in unseren Gewässern: Auf direktem Weg über das Abwasser oder über den Boden ins Grundwasser. Wie stark unsere Gewässer bereits mit Mikroplastik belastet sind, zeigt eine Studie des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich: Stehen wir einen Tag auf der Quaibrücke am Zürcher Seebecken, schwimmen 30 Milliarden Mikroplastikteilchen unter unseren Füssen hindurch.
Folgen für Mensch und Natur
Die Folgen der gegenwärtigen Mikroplastikbelastung für unser Ökosystem und den menschlichen Organismus sind bislang nur wenig erforscht. Zwei schwerwiegende Problematiken sind jedoch bekannt: Zum einen bieten viele kleine Fragmente eine insgesamt grosse Oberfläche. Auf dieser bilden sich Biofilme, die Lebensräume für gesundheitsschädliche Viren, Bakterien und Parasiten bieten. Zum anderen enthält Plastik eine Vielzahl weiterer Stoffe. Bspw. Weichmacher, die den menschlichen Hormonhaushalt beeinflussen können.
Wie weiter?
Es bleiben viele Fragen offen: Abbauprozesse, Auswirkungen auf Mensch und Natur, Filtertechniken, Abfallvermeidung und Recycling? Vor allem die Forschung ist hier gefragt, aber auch Politik, Wirtschaft und Verbraucher: Durch politische Anreize oder Verbote, nachhaltige Verpackungskonzepte und entsprechendes Kaufverhalten. Es geht darum, unnötiges Plastik und absichtlich hergestelltes Mikroplastik zu vermeiden – denn jede sorglos gekaufte und unsachgemäss entsorgte Plastikverpackung vergrössert das Problem für zukünftige Generationen.
Weitere Informtaionen zum Thema Mikroplastik finden Sie in unserem auqa viva Themenheft Mikroplastik in unseren Gewässern (3/2018).