Skip to main content

Bild: © djama - stock.adobe.com

(Un)begrenzte Nutzung?

Unser Energiehunger hat zum Klimawandel und zum Abschmelzen der Gletscher geführt. Die Gletscher haben dafür unberührte Lebensräume freigegeben, auf denen sich die Natur frei entwickeln kann. An der Grimsel sollen sie unter dem Deckmantel des Klimaschutzes nun wieder zerstört werden.

Eine der schönsten Moorlandschaften der Schweiz

Das Gebiet um den Grimsel-Stausee gehört zum Vorfeld des Unteraargletschers und ist Teil des BLN-Gebiets «Berner Hochalpen und Aletsch-Bietschhorn». Bis Ende der 1950er Jahre mündete die Gletscherzunge in den Stausee. Seitdem zieht sich der Gletscher zurück und hinterlässt eine stetig wachsende Schwemmebene im Talboden – dort konnte sich die Natur bislang ungestört entwickeln.

Auf älteren Schotter-Terrassen sowie auf den am längsten eisfreien Flächen am See-Ende haben sich bereits riesige Moosteppiche gebildet. Auf vernässten Standorten entstanden Flach- und Hochmoore. Sie bilden die Moorlandschaft Grimsel von nationaler Bedeutung und sind im Sinne des Morrschutzes zu erhalten. Das BAFU bezeichnet sie als «eine der schönsten Moorlandschaften der Schweiz». 

Erhöhung der Grimselstaumauer: Nationales Interesse?

Die von der Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) geplante Erhöhung der Grimsel- Staumauer hebt den Seespiegel und flutet diese wertvollen Moorbiotope. Solch schwerwiegende Beeinträchtigungen in BLN-Gebieten sind nur zulässig, wenn ein gewichtigeres Interesse von nationaler Bedeutung vorliegt. Ein solches stellte das Verwaltungsgericht des Kantons Bern in seinem Urteil vom 25. Mai 2019 fest.

Dieser Einschätzung widerspricht Aqua Viva: Die Erhöhung der Grimsel- Staumauer bringt über das gesamte Jahr gesehen keine Mehrproduktion! Das Projekt schafft lediglich die Möglichkeit, einen Teil der Stromproduktion in das Winterhalbjahr zu verlegen. Aqua Viva und die Schweizerische Greinastiftung haben mit Unterstützung des Grimselvereins daher Beschwerde beim Bundesgericht eingereicht.

Der Konflikt um die Wasserkraftnutzung unterhalb des Unteraargletscher geht damit in die nächste Runde. 2002 haben die KWO erstmals ihre Pläne zur Erhöhung der Grimselstaumauer vorgelegt. Die aktuelle Beschwerde ist bereits die vierte, welche Umweltverbände beim Bundes- oder Verwaltungsgericht des Kanton Berns gegen das Vorhaben einreichen.

Grundsatzentscheid mit weitreichenden Folgen

Die Herausforderung einer CO2-neutralen Energiegewinnung erfordert Engagement und Zugeständnisse von uns allen. Die Schweizer Gewässerlebensräume haben jedoch ihren Beitrag geleistet. Die Schweiz nutzt bereits 95 Prozent des verfügbaren Wasserkraftpotentials. Der Anteil der Wasserkraft an der gesamten Stromproduktion liegt bei rund 57 Prozent.

Zu schnell vergessen wir, was wir unseren Gewässern bereits abverlangt haben: Von 1900 bis 2010 haben die Moore 82 Prozent ihrer Fläche eingebüsst. Über 90 Prozent der ehemaligen Auen sind seit 1850 verschwunden. Fast alle grossen Seen in der Schweiz sind reguliert und weisen keine natürlichen Pegelschwankungen mehr auf. Lediglich fünf Prozent des Schweizer Fliessgewässernetzes gelten heute noch als vollständig intakt.

Der Ausbau der Grimsel-Staumauer wäre eine weitere Niederlage für unsere Gewässerlebensräume ohne substantiellen Fortschritt im Sinne des Klimaschutzes. 

Weitere Informtaionen zum Thema Grimsel und Morrschutz finden Sie in unserem auqa viva Themenheft Moorschutz - Wo stehen wir heute?  (3/2016)