Bild: © WWF Graubünden, Fabian Fopp
Gewässerperle PLUS
Das Gütesiegel «Gewässerperle PLUS» feiert lebendige Bäche und Flüsse und das Engagement der Menschen dahinter. Denn es gibt sie noch, die ökologisch wertvollen Gewässer der Schweiz. Sie verdienen unseren Einsatz, unsere Wertschätzung und unseren Schutz – zum Wohl von Mensch und Natur. Aqua Viva unterstützt das Label als Partnerin und setzt so ein wichtiges Zeichen für den Erhalt unserer letzten intakten Fliessgewässer.
«Mit dem Gewässerperlen-Label startet man eine positive Entwicklung und positioniert sich im immer wichtiger werdenden Naturbereich. Ich rate allen Gemeinden: Lasst Euch zertifizieren, wartet nicht zu, ihr könnt nur gewinnen.»
Fadri Guidon, Gemeindepräsident Bever
Ein neues Instrument für unsere Gewässer
Das Gütesiegel «Gewässerperle PLUS» wurde vom Verein Gewässerperlen in enger Zusammenarbeit mit dem WWF entwickelt und zeichnet nicht nur ökologisch wertvolle Bäche und Flüsse, sondern auch das Engagement der Menschen dahinter aus. Die Region wird aufgewertet und ihre Naturschutzpolitik gestärkt. Und es setzt wichtige Anreize, die Gewässer weiter aufzuwerten. «Gewässerperle PLUS» wird für fünf Jahre vergeben. Es ist also ein temporäres Schutzinstrument, welches auf Freiwilligkeit und einem privatrechtlichen Vertrag zwischen einer Trägerschaft und dem Verein Gewässerperlen basiert. Das Engagement der lokalen Stakeholder:innen ist dabei zentral.
Der Beverin hat als erstes Gewässer das Gütesiegel «Gewässerperle PLUS» erhalten. Bildrechte: © WWF Schweiz, Lukas Bammatter
Erhalt, Schutz und Entwicklung
Trägerschaften, welche sich um das Gütesiegel bewerben, müssen in der Region verankert sein und ihre Kandidatur in zwei Bereichen einreichen (vgl. Abb.1):
- Die Trägerschaft definiert eine Strecke von mindestens zwei Kilometern Länge, welche sie zertifizieren lassen will. Das Gewässer muss auf dieser Strecke bezüglich Hydrologie, Ökomorphologie, Geschiebe und Wasserqualität weitgehend natürlich oder revitalisiert und vernetzt sein.
- Die Trägerschaft etabliert einen partizipativen Prozess und stellt sicher, dass alle lokalen Stakeholder:innen, daran teilnehmen können. Im Rahmen dieses Prozesses wird ein Entwicklungsplan erarbeitet, welcher festhält, wie der Erhalt, aber auch die Weiterentwicklung des hohen ökologischen Werts während der Zertifikatsdauer von fünf Jahren sichergestellt wird.
Abb.1: Beispiel einer Aufwertung im Rahmen des Gütesiegels «Gewässerperle PLUS». Links: Erstzertifizierung. Der obere Abschnitt des Gewässers ist zertifiziert. Im Rahmen des Entwicklungsplans verpflichtet sich die Trägerschaft, das Wanderhindernis und die Uferverbauungen im Unterlauf zu beseitigen. Rechts: Rezertifizierung nach fünf Jahren. Der Entwicklungsplan wurde umgesetzt, Wanderhindernis und Uferverbauung im Unterlauf sind behoben. In der Folge wird der Unterlauf ebenfalls zertifiziert. Im neuen Entwicklungsplan verpflichtet sich die Trägerschaft, die Beeinträchtigungen im Mündungsgewässer zu beheben.
Mehrwert für Mensch und Natur
«Gewässerperle PLUS» bietet seiner Trägerschaft einen breiten Mehrwert. Es stärkt und fördert vielfältige Arten und Lebensräume, schafft Stolz, Identität und Freude. Es sichert Naherholungsräume und gewährleistet deren schonende Nutzung. Es trägt bei zum Schutz vor Naturgefahren und leistet somit einen Beitrag zur Lebensqualität einer Region. Zudem bringt es eine «Unique Selling Proposition» im naturnahen Tourismus in die Region. Es bringt Stakeholder:innen an einen Tisch und schafft vor Ort Begeisterung und Engagement für den Schutz und Erhalt der Gewässer. Und man soll sich gemeinsam an «seiner» Gewässerperle PLUS freuen und sie feiern.
Interessiert?
Das Projekt «Gewässerperle PLUS» ist Ende 2020 gestartet und befindet sich in der Pilotphase. 2022 gibt es noch Plätze für die Zertifizierung. Während der Pilotphase werden keine Zertifizierungsgebühren fällig und die Erarbeitung der Kandidaturdossiers wird vom Verein Gewässerperlen und vom WWF unterstützt.
«Gewässerperle PLUS» Beverin
Der Beverin hat als erstes Gewässer das Gütesiegel «Gewässerperle PLUS» erhalten. In einer feierlichen Zeremonie wurde der Gemeinde Bever am 25. Juni 2021 das Zertifikat überreicht.
Bis zum Albulatunnel ist der Beverin in Graubünden ein völlig natürlicher, freifliessender Wildbach. Über Felsschluchten findet er seinen Weg ins ausgedehnte Gebirgstal Val Bever. Von Auenlandschaften und Flachmooren umgeben ist das natürliche und kraftvolle Gewässer Lebensraum für eine Fülle von seltenen Tier- und Pflanzenarten. Hier lebt und jagt unter anderem der Fischotter: Das Angebot an Bachforellen ist reich und der flinke Wasserjäger findet gute Rückzugsorte. Ein grösseres Kompliment gibt es kaum für einen Bach. Denn der Fischotter lebt nur in intakten Gewässern.