Ufervegetation ist wichtiger Lebensraum
Entlang natürlicher Gewässer tummeln sich im Schutz von Stauden, Büschen und Bäumen Insekten, Amphibien, Vögel und Kleinsäuger wie die Wasserspitzmaus. Vielerorts fehlt jedoch die Ufervegetation und damit der Lebensraum dieser Arten. Mit der heutigen Fachtagung «Ufervegetation – Gestaltung, Funktion, Ökologie» zeigen Pro Natura, Aqua Viva, BirdLife, WWF, VSA und SFV, wie wir durch eine naturnahe Ufervegetation Lebensräume schaffen und damit die Biodiversität fördern. Über 130 Fachleute und interessierte Personen aus Behörden, NGOs, Landwirtschafts-, Planungs- und Umweltbüros treffen sich hierzu in Bern.
«Eine natürliche Ufervegetation ist nicht nur eine Frage der Ökologie: Sie sorgt durch die Beschattung der Gewässer auch für geringere Wassertemperaturen und das Wurzelwerk der Pflanzen stabilisiert die Uferböschungen. Pflanzen am Gewässerrand können zudem Nährstoffeinträge verringern und so verhindern, dass diese unsere Gewässer verunreinigen», erklärt Michael Casanova, Projektleiter Gewässerschutz-, Energie- und Klimapolitik bei Pro Natura.
Eine strukturierte und ökologisch wertvolle Ufervegetation ist entscheidend für den Erhalt von zahlreichen Pflanzen und Tieren der Gewässer beispielsweise für die Wasserspitzmaus. Diese erbeutet einen Grossteil ihrer Nahrung zwar tauchend im Gewässer. Natürliche Ufer mit dichtem Bewuchs, unterspülten Bereichen, Baumwurzeln oder Steinblöcken bieten dem scheuen Kleinsäuger aber überlebenswichtige Deckung vor seinen Feinden wie etwa der Schleiereule, dem Graureiher oder dem Fuchs.
Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung als Lebensraum für die Artenvielfalt ist die Ufervegetation seit 1966 bundesrechtlich durch das Natur- und Heimatschutzgesetz sowie auf kantonaler und kommunaler Ebene geschützt. Trotzdem fällt die Ufervegetation ausserhalb geschützter Flächen und innerhalb der Landwirtschaftszone häufig eintönig und ohne ökologischen Wert aus. Gründe sind wasserbauliche Massnahmen, Überbauung oder Schad- und Nährstoffeinträge aus umliegenden Feldern. Auch weil Uferbereiche oft bis an den Gewässerrand bewirtschaftet und Krautsäume komplett abgemäht werden, gelten viele Uferbewohner wie die Wasserspitzmaus heute als gefährdet.
Nicht nur das Leben am, sondern auch im Gewässer ist auf eine natürliche Ufervegetation angewiesen. Durch den Klimawandel werden unsere Gewässer wärmer und eine standortgerechte Ufervegetation kann dem entgegenwirken. Die Beschattung von Gewässerstreifen durch standortgerechte Bepflanzung hilft, die Wassertemperatur zu regulieren und bietet je nach Lage und Gewässer ein Refugium für kältebedürftige Fischarten wie die Äsche – auch sie gilt heute als gefährdet. Studien in der Schweiz haben gezeigt, dass eine zusätzliche Beschattung vieler Gewässer nötig sein wird – diese muss jedoch auf die vorkommenden Arten abgestimmt sein.
Mit der heutigen Tagung möchten die Organisatoren Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und eine Diskussion darüber anregen, wie wir auch an intensiv genutzten Flächen eine standortgerechte und ökologisch wertvolle Ufervegetation entlang unserer Gewässer stärken.