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Gewässer brauchen Raum

Medienmitteilung - 15. April 2021 - Winterthur

In ihrem aktuell erschienenen Jahresbericht 2020 zeigt Aqua Viva, wie die Schweizer Gewässer immer mehr ihres ursprünglichen Raums verlieren. Ob bei der Gewässerraumausscheidung in den Gemeinden, bei Hochwasserschutzprojekten der Kantone oder der Wasserkraftnutzung in nahezu unberührten Berglandschaften: Der Kampf um die verbliebenen Flächenressourcen endet häufig zulasten der Gewässer.

Die Gewässerschutzorganisation kritisiert in ihrem Jahresbericht vor allem die Tatsache, dass trotz umfassender Vorgaben des Gewässerschutzgesetzes oftmals nur der langwierige Rechtsweg helfe, um den Gewässern den nötigen Raum zu sichern. Obwohl die Gewässer und ihre Uferbereiche bereits stark beeinträchtigt sind, geraten sie durch Siedlungswachstum und die intensive Landwirtschaft immer stärker unter Druck. In der Folge komme es zu einem dramatischen Artensterben in und entlang der Gewässer.

«Unsere Gewässer brauchen wieder mehr Raum. Natürliche Uferbereiche, Auen und Gewässerrandstreifen bieten zahlreichen Arten Lebensraum, schützen uns vor Hochwasserschäden, dienen als Nährstofffilter und bieten attraktive Räume für Erholung und echte Naturerfahrung», sagt Salome Steiner, Geschäftsleiterin von Aqua Viva.

Zum Erhalt dieser Gewässerfunktionen verpflichtete das Gewässerschutzgesetz die Gemeinden bis 2018 ausreichend gross bemessene Gewässerräume festzulegen. Nach einer 2020 veröffentlichten Untersuchung haben bis Ende 2018 allerdings erst 15 beziehungsweise 13 Prozent (innerhalb beziehungsweise ausserhalb der Bauzone) der Gemeinden ihren gesetzlichen Auftrag erfüllt. Doch statt auf eine rasche Umsetzung zu drängen und den Gewässern wieder mehr Raum zu geben, sollen mit der Motion Hösli/Stark nun weitere Ausnahmeregelungen für die Gewässerraumausscheidung ermöglicht werden.

Zum fehlenden Umsetzungswillen kommt vielerorts eine mangelhafte Ausführung. Beispielsweise beim Hochwasserschutzkonzept Thur+ des Kantons Thurgau, wo Aqua Viva für angemessene Gewässerräume kämpft. So könnte nicht nur mehr Wasser schadlos abfliessen, es gäbe auch wieder mehr Raum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Das 2020 vorgelegte Konzept droht diese Chance jedoch zu verspielen, weil der Kanton von falschen Berechnungsgrundlagen ausgeht und die Gewässerräume zu gering bemisst.

Und wo den Gewässern noch ausreichend Raum zur Verfügung steht, wird dieser häufig durch konkurrierende Nutzungsinteressen bedroht. Dies gilt sogar für geschützte oder nahezu unberührte Berglandschaften wie in Grimsel oder Trift. Hier planen die BKW den Aus- und Neubau von Wasserkraftanlagen auf Kosten wertvoller Moore, Gletschervorfelder, potentieller Auen und Bergbäche. Nur mit Hilfe einer Beschwerde beim Bundesgericht konnte Aqua Viva die Vorhaben stoppen. In der Begründung zum Urteil vom 26. November 2020 heisst es, dass bislang jegliche Auseinandersetzung mit den Interessen des Natur- und Landschaftsschutzes fehle.

Diese und weitere Beispiele aus dem Aqua Viva Jahresbericht 2020 zeigen, wie die Schweizer Gewässer immer stärker unter Druck geraten. Aqua Viva will daher auch 2021 für die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben und mehr Raum für die Gewässer kämpfen.

freie Bilder

Schaffäuli bei Neunforn, Thur: Wo Gewässer Raum haben, entstehen dynamische Lebensräume - Bildrechte: Lou Goetzmann
Grimsel: Schwemmebene und Gletschervorfeld - Bildrechte: Aqua Viva

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Tobias Herbst

Tobias Herbst

Bereichsleiter Kommunikation

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