Fluss frei für Bachforelle und Co im Geisslibach
Die Stadtgemeinde Diessenhofen hat ein altes Mühlewehr im Geisslibach entfernt und den Gewässerabschnitt revitalisiert. Bachforellen, Äschen und andere Fische können nun wieder frei flussauf- und -abwärts schwimmen und sich im Kies des revitalisierten Bachabschnitts fortpflanzen. Aqua Viva hat die Stadtgemeinde Diessenhofen im Rahmen des Projekts «Fluss frei!» unterstützt. Heute fand die offizielle Einweihung des Gewässerabschnitts statt.
«In Schweizer Gewässern gibt es mehrere hunderttausend Hindernisse, von denen viele keine Funktion mehr erfüllen, aber ein Problem für Fische und viele andere Wasserlebewesen sind. Wir freuen uns, dass das alte Mühlewehr zurückgebaut und der Geisslibach wieder vernetzt wurde», sagt Christian Hossli, Projektleiter bei Aqua Viva. Im Rahmen des Projekts «Fluss frei!» hat er das Projekt fachlich begleitet. Auch Markus Birk, Stadtpräsident von Diessenhofen, steht hinter dem Projekt, er sagt: «Mir ist es wichtig, dass es vom Rhein bis mindestens zur Kantonsgrenze eine umfassende Vernetzung des Geisslibaches gibt». Bachabwärts hat die Stadtemeinde bereits zwei Schwellen entfernt, ausserdem sind weitere Revitalisierungsprojekte geplant.
Am Kraftwerk der Mühle Bachmann in Willisdorf, Diessenhofen musste im Geisslibach aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zur Sanierung Wasserkraft die freie Fischgängigkeit wiederhergestellt werden. Der Bau einer Fischaufstiegshilfe wäre jedoch aufgrund der geringen Stromproduktion unverhältnismässig gewesen. Nach Gesprächen mit Parzelleneigentümern, der Stadt Diessenhofen und dem Amt für Umwelt des Kantons Thurgau haben sich die Beteiligten für die ökologische Bestvariante entschieden, den Rückbau in Kombination mit einer Revitalisierung.
Während der Bauarbeiten im Sommer 2023 hat die Stadtgemeinde Diessenhofen die Wehrklappe und das Mühlewehr komplett entfernt und so die Längsvernetzung des Geisslibachs wiederhergestellt. Dabei erhielt der Bach auf 150 Meter Strecke zudem ein natürliches Sohlgefälle. Für die ökologische Aufwertung des Bachlaufs hat Diessenhofen unter anderem Flachufer geschaffen, heimische Sträucher und Bäume gepflanzt und Totholzstrukturen eingebracht. Dank der umgesetzten Massnahmen ist der Geisslibach auch als Naherholungsraum attraktiver für die Bevölkerung geworden.
Der Geisslibach bietet Lebensraum für etliche Fischarten wie Bach- und Seeforelle, Äsche, Groppe, Elritze oder Gründling. Das Mühlewehr war für sie lange Zeit ein unüberwindbares Hindernis. Der Rückbau ermöglicht es ihnen, wieder frei flussaufwärts zu schwimmen und neue Laichgewässer zu erkunden. Zudem haben sie bei hohen Temperaturen des Rheins nun ein grösseres Rückzugsgebiet.
Am heutigen Mittwoch hat die die Stadtgemeinde Diessenhofen zu einer Medieninformation mit Apéro eingeladen, um die umgesetzten Massnahmen und die weiteren Ideen zu präsentieren und um allen Personen, die zum Erfolg des Projekts beigetragen haben, zu danken.
Projektvideo:
INFOBOX: PROJEKT «FLUSS FREI!»
In der Schweiz behindern rund 170 000 Wasserkraftwerke, Wehre, Staumauern und Schwellen Fische und andere Tiere beim Wandern. Dabei erfüllen viele der Hindernisse heute keine Funktion mehr und deren Rückbau wäre die ökologisch beste Variante. Entsprechende Projekte gehen allerdings nur schleppend voran. Daher unterstützt Aqua Viva mit «Fluss frei!» Gemeinden und Kantone bei der Entfernung von Hindernissen in Fliessgewässern. Konkret hilft Aqua Viva bei der Identifizierung von Wehren oder Schwellen, deren Rückbau ökologisch besonders wertvoll ist. Zudem bietet Aqua Viva finanzielle Unterstützung, begleitet Projekte fachlich und beteiligt sich in der Kommunikation und beim Monitoring, um die Effekte der Massnahmen auf die lokalen Fischbestände zu untersuchen.
Weitere Informationen: www.aquaviva.ch/fluss-frei