Mehr Raum für die Thur: eine Jahrhundertchance
Die Interessengemeinschaft „Lebendige Thur“ begrüsst, dass der Kanton Thurgau heute ein Konzept für den Hochwasserschutz präsentiert und einen Beteiligungsprozess vorsieht. Es besteht nun die Jahrhundertchance, die Menschen besser vor Hochwasserschäden zu schützen und zugleich aus der Thur wieder eine echte Gewässerperle zu machen.
- Die Interessensgemeinschaft fordert mehr Raum für die Thur und eine naturnahe Entwicklung der Uferbereiche.
- Hochwasser, die infolge des Klimawandels zunehmen, können besser bewältigt werden, wenn der Fluss mehr Raum hat. Auch die Menschen profitieren durch mehr Erholungsraum.
„Die Thur braucht mehr Raum: Das ist der beste Hochwasserschutz, schafft Lebensraum für Tiere und Pflanzen und mehr Platz zum Baden und Verweilen. Eine echte Win-Win-Situation für Mensch und Natur“, sagt Christian Hossli Geschäftsführer der IG „Lebendige Thur“.
Die IG wird das Konzept nun eingehend prüfen. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob der vom Kanton vorgesehene Raum für die Thur ausreicht. Die Vorgaben des Bundesrechts bezüglich Gewässerraum und Anbindung der Auenlandschaften müssen zwingend eingehalten werden. Nach einer ersten Sichtung des Konzepts bezweifelt die IG, dass dies der Fall ist und das vorhandene Potenzial voll ausgeschöpft wurde.
„Das Hochwasserschutzkonzept entscheidet über den Zustand der Thur für die nächsten Jahrzehnte. Wollen wir mehr Natur und attraktive Erholungsräume, müssen wir jetzt gemeinsam dafür kämpfen“, sagt Kantonsrat Toni Kappeler.
Im Rahmen der heute beginnenden, drei Monate dauernden Vernehmlassung des Konzepts haben auch die Bürgerinnen und Bürger im Kanton Thurgau die Möglichkeit, die Planungen mit zu gestalten. Kappeler und Hossli hoffen auf eine starke Allianz zugunsten einer ökologischen Ausgestaltung.
Die vergangenen Hochwasserereignisse entlang der Thur haben gezeigt, dass der Hochwasserschutz zwischen den alten Dämmen nicht garantiert werden kann. Infolge des Klimawandels ist in Zukunft mit häufigeren und grösseren Hochwassern zu rechnen. Der Aufwand, die Dämme laufend zu verstärken und zu erhöhen, wäre gross. Innerhalb eines breiteren Flussbetts kann dagegen mehr Wasser schadlos abfliessen.
Zudem kann sich der Fluss innerhalb eines grösseren Gewässerraums dynamisch entwickeln und neue Strukturen schaffen. Beispielsweise Kiesbänke, auf denen Pionierpflanzen wie die deutsche Tamariske wachsen, Uferanrisse, in denen Eisvögel nisten oder ruhige Hinterwasser, in die sich Fische zurückziehen. Erste Pilotprojekte beispielweise im Schaffäuli zeigen eindrücklich, was möglich wäre und wie gross der Gewinn solcher Aufweitungen für Mensch und Natur sind.
Weitere Informationen unter:
www.lebendige-thur.ch