Medienmitteilung - 23. April 2020 - Schaffhausen
In den Augen von Aqua Viva, Pro Natura und WWF verpasst die Stadt Schaffhausen mit dem geplanten Hochwasserschutzprojekt «Wirbelwies» die Chance, wertvolle Flächen für Mensch und Natur zu schaffen. Zwar begrüssen die Umweltschutzverbände die Absicht der Stadt zur Revitalisierung des Hemmentalerbachs, bemängeln jedoch die konkrete Umsetzung. Da die Verhandlungen mit der Stadt bislang erfolglos verliefen, formulierten sie ihre Erwartungen nun in einer gemeinsamen Einwendung.
Keine wirkliche Revitalisierung
Erst durch die Überbauung mit einem Bauvolumen von rund 60 Millionen Franken wird das kostspielige Hochwasserschutzprojekt überhaupt nötig. Insgesamt 1.24 Millionen Franken hat die Stadt für dieses vorgesehen. Für die Revitalisierung stehen hingegen nur 100‘000 Franken zur Verfügung. «Bei diesem Kostenverhältnis ist es falsch, von einem Revitalisierungsprojekt zu sprechen. Mit diesem Betrag kann die Stadt höchstens den gerodeten Baumbestand entlang des Hemmentalerbachs ersetzen», sagt Vanessa Wirz, Geschäftsführerin von Pro Natura Schaffhausen.
Zu kleiner Gewässerraum
Um zukünftig die geplante Wohnbebauung auf der Wirbelwies vor möglichen Hochwasserschäden zu schützen, will die Stadt die Gewässersohle des Hemmentalerbachs vertiefen und dessen Verlauf um einige Meter verlegen. Ein enormer Eingriff, der die fast vollständige Rodung der Ufervegetation erfordert. Revitalisierungsmassnahmen sollen anschliessend innerhalb des weiterhin beengten Gewässerraums stattfinden. «Damit verfehlt die Stadt die gesetzlichen Vorgaben für einen naturnahen Hochwasserschutz. Der Gewässerraum ist schlichtweg zu klein», sagt Hanspeter Steinmetz, Geschäftsführer von Aqua Viva. Dieser Umstand führt auch dazu, dass im Bach kein natürlicher, ökologisch wichtiger Geschiebehaushalt zugelassen wird.
Naturnaher Bach wäre das Ziel
Die geplante Überbauung in der Wirbelwies grenzt an das Naturschutzgebiet «Felsentäli» und verschiedene schützenswerte Magerwiesen. Die Fläche dient verschiedenen, auch geschützten Tierarten (unter anderem Fledermäuse) als Verbindungskorridor zwischen ihren Lebensräumen. «Durch den hohen Siedlungsdruck werden naturnahe Gewässer in Siedlungsgebieten zukünftig immer wichtiger, um die Biodiversität zu erhalten und ein angenehmes Siedlungsklima zu schaffen», sagt Simon Furter, Geschäftsführer von WWF Schaffhausen. Im Rahmen der Quartierplanung habe es die Stadt leider versäumt, dem Bach wieder seinen natürlichen Verlauf zu ermöglichen. Dies solle aber kein Vorwand sein, dass die Stadt nun nicht doch einen möglichst naturnahen Bach gestalte.